Weideprojekt Schneybachtal
Für das Schneybachtal wurde schon vor über 10 Jahren – auch vonseiten des behördlichen Naturschutzes – eine Beweidung der Schneybachaue bei Seehof ins Auge gefasst, was aber nach der Antragstellung zum BNN-Projekt Schneybachtal 2001 noch nicht umsetzbar war. Inzwischen wurde der Talzug als Teilgebiet in das BNN-Projekt Weidelandschaft Obermain integriert, und da mittlerweile bei Seehof ein Halter von Schottischen Hochlandrindern dort auf ehemaligen Ackerflächen aktiv geworden war, ergab sich eine günstige Ausgangssituation, um ein größerräumiges Weidegebiet (im optimalen Fall ca. 16ha, das auch verschiedenste Gehölzstrukturen einbezieht) einzurichten. Mit dieser Zielsetzung wurde auch in der 1. Projektgruppensitzung der Ankauf von Flächen nördlich der Teichwirtschaft Seehof bis zum Anschluss an Grundstücke in öffentlicher Hand (Gem. Ebersdorf) bzw. im Eigentum von Naturschutzverbänden (BN, LBV) befürwortet. Zum großen Teil konnten die Grunderwerbsvorhaben (Umfang 5,4 ha) mit der BN-Kreisgruppe Lichtenfels als Ankaufsträger umgesetzt werden, welche für dieses Projekt durch Exkursionen und Pressemitteilungen gemeinsam mit der Projektleitung tüchtig Werbung machte.
Die Einrichtung der Weideinfrastruktur auf den beiden größten Grundstücken war im Frühjahr 2017 geplant und sollte eine Hauptaufgabe des Internationalen Jugend-Workcamps werden. Leider (aus Sicht des LPV) kam es dazu nicht, aber glücklicherweise hatte der LPV noch andere Arbeitsprojekte in der Hinterhand.
Das Scheitern des Beweidungsprojekts beruhte auf einer kurzfristig geänderte Prioritätensetzung der Entwicklungsziele seitens des behördlichen Naturschutzes für das FFH-Gebiet. Im wesentlichen wurden zwei Gründe dagegen vorgebracht:
1. Von forstlicher Seite wurde eine Beweidung von Auwaldbereichen (als prioritären FFH-Lebensraumtyp) prinzipiell untersagt („Auwald ist nicht beweidbar“). Als Auwald wurde auch der bachbegleitende Gehölzsaum sowie eine sich ausbreitende Weidenverbuschung in das ehemalige Feuchtgrünland angesehen. Gerade das Zurückdrängen dieser Verbuschung war aber – neben der Anhebung der Strukturvielfalt und Biodiversität – ein Hauptanliegen der geplanten extensiven Rinderbeweidung, um Offenland im engen Talraum wieder zurückzugewinnen, damit die Funktion als Verbundkorridor durch das große Waldgebiet wieder hergestellt und erhalten wird.
2. Als weiteres Hindernis wurde die sich ausdehnende Aktivität des Bibers angesehen, der durch Anstauungen des Schneybachs die Ankaufsflächen teilweise stark vernässte. Daher solle sich nun auf den Ankaufsflächen eine ungestörte und anthropogen unbeeinflusste „Biber-Wildnislandschaft“ entwickeln, wobei zusätzliche Beweidung als Störfaktor und als nicht erforderlich angesehen wird.
Der LPV bedauert diese Kehrtwende und wird die Entwicklung des Schneybachtals weiter beobachten, insbesondere ob die Biberaktivität alleine ausreichen wird, einen offenen Talcharakter zu erhalten, der auch für andere FFH-Schutzgüter (Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Mädesüß-Hochstaudenfluren) wichtig ist. Aus Sicht des LPV müssen sich extensive Beweidung, vernässten Flächen, Biberaktivität und Einbeziehen von Auwaldbereichen in die Beweidung nicht prinzipiell ausschließen, wie andere Weideprojekte zeigen („Wasser rein, Rinder drauf: Mit der Fauna geht’s bergauf“). Dass es umgesetzt werden kann, zeigt die Rinderbeweidung im Nesselbachtal, einem Teil des FFH-Gebiets 6830-371. Es handelt sich um eine vergleichbare schmale Talaue durch ein größeres geschlossenes Waldgebiet (Mönchswald / Haundorfer Wald). Hier war durch Biberaktivität eine Mähnutzung unmöglich geworden, so dass das Grünland acht Jahre lang brach gelegen war. Jetzt werden die vernässten Flächen inklusive Auwaldzonen wieder durch extensive Beweidung mit Dexter-Rindern bewirtschaftet (Info beim Vortrag von Klaus Fackler beim ANL-Jahrestag der Beweidung 2017).
Erläuterung zur Beweidungsplanung Schneybachtal bei Seehof. Blaue Flächen – Bestand Rinderhalter, lila – Flächenankäufe durch BN Lichtenfels mit BNN-Projektförderung (Nr. 4 - 10); orange und braun – Bestandsflächen von Naturschutzverbänden oder Kommunen; blaue Umrandung – Projektgebietsgrenze; gelbe Umrandung – angestrebte Optimalperspektive für ein zusammenhängendes Weidegebiet.
Ansprechpartner
Leonhard Anwander
Diplom-Geograph, stellvertretender Geschäftsführer; Beratung und Betreuung der Weidetierhalter, Projektkoordination von Großprojekten im Natur- und Artenschutz, Koordination der Pflege von Ausgleichs- und Ökokontoflächen
09547 8733412