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Beweidung als wichtige Nutzungsform im Naturschutz


Es war die Beweidung mit Schafen und Ziegen, die als traditionelle Nutzungsform in den vergangenen Jahrhunderten die Landschaft formte und offen hielt. Speziell in der Frankenalb - dem "Jura" - ist sie untrennbar mit den einprägsamen Bild großflächiger Wacholderheiden verbunden. Über die Jahrhunderte hat sich bei uns eine an die Bedingungen auf den Weiden angepasste Tier- und Pflanzenwelt eingestellt, deren Überleben ebenfalls vom Schäfer und seinen Tieren abhängig ist. Seit den 1950er Jahren ging es aus vielerlei Gründen steil bergab mit der Schafhaltung. Das hatte weitreichende Folgen für den Charakter der Landschaft. Viele Weiden wuchsen einfach zu oder wurden mit Kiefern aufgeforstet. Im Landkreis Lichtenfels stand die Schafbeweidung Ende der 1990er Jahre vor dem Aus. Ein Stück historischer Kulturlandschaft drohte völlig zu verschwinden, wenn der Schäfer verschwunden wäre. Seit seiner Gründung arbeitet unser Landschaftspflegeverband zusammen mit den Landwirten vor Ort an der Freistellung und Entbuschung von Trockenrasen. Nach und nach stellt sich zumindest an einigen Stellen das frühere Bild der Landschaft ein. Deren dauerhafte Offenhaltung kann letztlich nur in guter Partnerschaft mit Schäfern, Schaf- und Ziegenhaltern gelingen. Wir brauchen den Schäfer - der Schäfer braucht uns aber auch! Seinen Beitrag zum Erhalt der Landschaft kann der Schäfer nur leisten, wenn er als Unternehmer überleben kann. Er und seine Familie leben auch vom Absatz der Erzeugnisse - heute vor allem Fleisch. Wenn Sie also Ihren Beitrag zum Erhalt unserer einzigartigen Kulturlandschaft, entscheiden Sie sich für Erzeugnisse aus der hiesigen Schaf- und Ziegenhaltung.

Beweidung mit Rindern

Noch nicht ganz so verbreitet, aber mit wachsender Beutung ist eine Beweidung von geeigneten Flächen mit Rindern. Auch diese Tiere können großräumig ihren Beitrag zur Offenhaltung der Landschaft leisten. Vor allem in den Talräumen werden wir versuchen, in den kommenden Jahren einige Projekte "anzuschieben". Momentan läuft hierzu das BNN-Projekt "Weidelandschaft Obermain - genussvoller Naturschutz". Das Interessante daran sind die Vermarktungschancen. Halter von Weiderindern haben in der Regel keinerlei Probleme mit dem Absatz der Tiere, da Rindfleisch flächendeckend verfügbar ist.

Die Beweidung stand vor dem Aus

Die Entwicklung der Landschaft der Frankenalb ist eng mit der Beweidung durch Schafe und Ziegen verbunden. In Fachkreisen besteht heute weitgehend Konsens darüber, dass die Beweidung gerade der steilen Bereiche das Landschaftsbild entscheidend prägte, da sie die Strukturen der Landschaft sozusagen herausarbeitete und offen legte. Heute kommt der Schafbeweidung in Hütehaltung, wie man die heutige Form der Wanderschäferei mit winterlicher Stallhaltung nennt, eine Schlüsselrolle zu, sowohl bei der Offenhaltung der Landschaft als auch im Hinblick auf ganz konkreten Arten- und Biotopschutz. Doch 1998 stand die Wanderschäferei im Landkreis Lichtenfels, die sich sowieso nur noch auf das Kleinziegenfelder Tal beschränkte, quasi vor dem Aus: Der Schäfer aus Schammendorf war gestorben. Sein Sohn konnte den Betrieb nicht übernehmen. Er erklärte sich aber zumindest bereit, als Übergangslösung für zwei Jahre den Weidebetrieb aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig drohten - ebenfalls aufgrund eines tragischen Unglücksfalles - weite, bislang gemähte Bereiche im Staffelberggebiet brach zu fallen. Dies war Anlass genug für den LPV-Arbeitskreis „Kulturlandschaft“, sich ernsthaft Gedanken über eine Wiedereinführung der Schafbeweidung im Umgriff des Staffelbergs zu machen. Es war der Landschaftspflegeverband im Landkreis, der Verantwortung zeigte und die Trägerschaft zum Erhalt der Schafbeweidung im Landkreis Lichtenfels übernahm. Durch gemeinsame Anstrengung seitens der Naturschutzbehörden und der Landwirtschaftsverwaltung und vor allem dank des finanziellen Engagements des Landkreises Lichtenfels und der Städte Bad Staffelstein, Lichtenfels und Weismain konnte im Ergebnis nicht nur die Beweidung im Kleinziegenfelder Tal gesichert werden, sondern sogar die über mehrere Generationen vergessene Tradition der Wanderschäferei im Staffelbergjura wieder eingeführt und über das BNN-Projekt Trockenbiotopverbund Staffelberg optimiert werden.

Ansprechpartner


Leonhard Anwander

Diplom-Geograph, stellvertretender Geschäftsführer; Beratung und Betreuung der Weidetierhalter, Projektkoordination von Großprojekten im Natur- und Artenschutz, Koordination der Pflege von Ausgleichs- und Ökokontoflächen

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