Rinderbeweidung im Steinachtal
Im Steinachtal bei Marktgraitz befinden sich drei Weideparzellen unterschiedlicher Größe, auf denen im rotierenden Wechsel mit Gelbvieh beweidet wird. Hinzu kommen noch einzelne Mähwiesen, die mit mobiler Einzäunung nachbeweidet werden. Auf der größten Parzelle im Süden wurde zu Projektbeginn 2014 die erste große Zaunbaumaßnahme des BNN-Projekts durchgeführt, die dazu beitrug, dass die Rinderbeweidung aufrecht erhalten werden konnte. Die Fertigstellung war dann der ideale Anlass für die offizielle Projektstart durch Landrat Christian Meißner. Da die Marktgemeinde noch ein eine eigene Fläche zur Verfügung stellte, konnte diese Weideparzelle auf ca. 4,7 ha vergrößert werden.
Die Weiden umfassen sowohl trockene Hangbereiche am Talrand als auch frische bis nasse Areale in der Aue. In der mittleren Parzelle (ca. 2,4 ha) hat die Gemeinde eine Hangfläche angekauft sowie der Landschaftspflegeverband ein Auengrundstück zum Zweck der Beweidung langfristig angepachtet.
Die Beweidung setzt einen anderen Akzent im von Acker- und Wiesennutzung geprägten Talraum. Auf den ebenen, gut zu bewirtschaftenden Tallagen wurde die Nutzung teilweise intensiviert. Die Hänge und die zu nassen Bereiche sind dagegen weniger gut machinell nutzbar, dafür ist die Beweidung ideal. Wo eine frühere Nutzung aufgegeben wurde, setzt die Verbuschung ein, und auf feuchten Untergrund macht sich neben Weidengebüsch auch Schilf großflächig auf den ehemaligen artenreichen Nasswiesen breit – wie Beispiele nördlich der Koppeln zeigen.
Ziel sollte es sein, eine Balance zwischen unterschiedlich intensiv genutzten Flächen und nur sporadisch gepflegten Brachen zu erhalten. Das daraus entstehende Strukturmosaik fördert auch die Artenvielfalt.
Wichtige Zielarten des Projekts sind feuchtigkeitsliebende Heuschrecken wie Sumpfschrecke und Sumpfgrashüpfer, oder Wiesenknopf-Ameisenbläulinge. Früher kamen auch Wiesenbrüter wie der Kiebitz oder das Braunkehlchen vor, deren Bestände europaweit global zusammengebrochen sind. Zuletzt wurde nur noch die Bekassine 2018 anwesend zur Brutzeit registriert, aber das immerhin innerhalb eines ausgezäunten Weidebereichs!
Es gibt ein Weidekonzept für drei Teilbereiche in der Aue, die zeitweise von der Beweidung ausgespart werden. Dies betrifft einerseits die Brutzeit von Wiesenbrütern, und dabei bewirkt die Weidezäunung auch einen gewissen Schutz vor Störungen von außen (z.B. freilaufende Hunde).
Zum anderen wird auch während der Flugzeit von Ameisenbläulinge inklusive der Larvalentwicklungsphase an der Wirtspflanze Großer Wiesenknopf (sofern vorhanden) auf eine Beweidung verzichtet. Mit Erfolg, wie die letzte Bestandserfassung während des projektbegleitenden Monitorings zeigen konnte.
Ansprechpartner
Leonhard Anwander
Diplom-Geograph, stellvertretender Geschäftsführer; Beratung und Betreuung der Weidetierhalter, Projektkoordination von Großprojekten im Natur- und Artenschutz, Koordination der Pflege von Ausgleichs- und Ökokontoflächen
09547 8733412