Apollofalter
Der Apollofalter wurde als erster UrEinwohner vom LPV Lichtenfels 2008 aufgegriffen.
Um die Lebensräume des Apollos kennenzulernen, können Sie einen Rundweg durch das Kleinziegenfelder Tal unternehmen.
Die besonderen Merkmale unseres UrEinwohners:
Der größte unserer heimischen Tagfalter. Sein Name ist abgeleitet vom griechischen Gott Apollo, dem Gott des Lichts und des Frühlings, der zudem als Herdenbeschützer gilt. Die Weiße Fetthenne in der roten Form ist die alleinige Futterpflanze der Raupe.
Herkunft/Ausbreitung
Die Ursprünge des Apollofalters liegen in den gebirgigen sibirisch-mongolischen Steppen. Schon im Pleistozän, also vor mehr als 2 Millionen Jahren, hatte er sein noch heute bekanntes Verbreitungsgebiet besiedelt – ist somit ein echter „UrEinwohner“ Bayerns.
Sein Lebensraum sind die stark besonnten Kalkfelsen, auf denen seine Futterpflanze besonders gut gedeiht. Und er kann dort schon ab Februar fressen, da die Sonne dort ausreichend warme Bedingungen schafft.
Seit weniger als hundert Jahren waren und sind die Populationen im Rückgang begriffen – sowohl in der schwäbischen wie in der fränkischen Alb. Als Hauptgründe sind die Aufforstung seiner Lebensräume sowie das Verschwinden von beweideten Allmendflächen zu sehen. Aufforstungen führen zwangsläufig zu Beschattungen der Felskuppen, die Temperaturen gehen deutlich zurück, die Weiße Fetthenne verschwindet – der Apollo auch. So war das in der Nördlichen Frankenalb zu beobachten, wo man in diesem Zeitraum mehr als 90% der ursprünglichen, mit Schafen und Ziegen beweideten Mager- und Halbtrockenrasen verlor. Aufgrund der Barrierewirkung der Wälder blieben die Populationen klein, verarmten genetisch und starben letztlich lokal aus.
Nur durch glückliche Zufälle überdauerte die letzte einheimische Population der Nördlichen Frankenalb im Kleinziegenfelder Tal. Heute kommt der „Fränkische Apollo“ immer noch auf den Magerrasen der Fränkischen Alb vor, was er einem Artenhilfsprogramm und einem zielorientierten Handeln verdankt. Es sind verschiedene Merkmale, die den Fränkischen Apollo von seinen Artgenossen in anderen Regionen unterscheidet, z.B. die Form der Flügel, seine Größe oder die Musterung der Flügel.
Auftaktveranstaltung am 22. Mai 2008: Exkursion zur Raupe des Apollofalters
Als erste Veranstaltung im Programm des diesjährigen Ureinwohner-Projekts im Landkreis Lichtenfels stand eine Exkursion zur Raupe des Apollofalters am 22. Mai an. Die Leitung hatte der Apollofalter-Experte Bayerns, Dipl.-Biol. Adi Geyer aus Bamberg.Herr Geyer erläutert komplizierte Zusammenhänge "kindgerecht" und damit für alle verständlichZunächst suchte die Gruppe in den Felsen des Naturschutzgebiets an der Wacholderheide bei Wallersberg die Raupen. Der Exkursionsleiter gab eine kurze Einführung in die sehr spezielle Lebensweise des Apollofalters im Raupenstadium. Danach ging es vorsichtig an die Suche, die nicht nur den Kindern Spaß bereitete. In kurzer Zeit wurden 13 Raupensichtungen vermeldet - ein toller Erfolg und sehr beeindruckend für die Teilnehmer.An der zweiten Station der Tour erläuterte Herr Geyer die Zusammenhänge zwischen der Arbeit des Landschaftspflegeverbands, des Schäfers und den Ansprüchen des Apollofalters. Ganz wichtig seien offene, stark besonnte Felskanten, an der die einzige Futterpflanze der Raupe wächst, der Weiße Mauerpfeffer (Sedum album) mit den hier rot gefärbten Blättern. Die Felsen müssen von Gehölzen freigestellt werden und dann vom Schäfer mit seinen Schafen und vor allem den Ziegen offengehalten werden. Eine ideale Kombination: Artenschutz und extensive landwirtschaftliche Nutzung.Ein nicht zu unterschätzender "Nebeneffekt" der Landschaftspflege ist der Erhalt oder besser die Wiederentwicklung eines attraktiven Landschaftsbildes. Das ist nicht nur für die hier lebenden Menschen von großer Bedeutung, wie die Exkursionsteilnehmer betonten ("Wir sind froh, dass diese Arbeiten gemacht werden und wir so eine schöne Landschaft haben können"). Auch Feriengäste kommen gerne wegen der landschaftlichen Reize ins Kleinziegenfelder Tal.Die Kinder fanden zum Erstaunen aller einen großen Nachtfalter, den der Exkursionleiter als Wolfsmilchschwärmer bestimmte. Anhand dieses Tiers erläuterte er, dass das Artenhilfsprogramm Apollofalter selbstverständlich nicht nur die eine Art Apollofalter schützt, sondern dass gleichzeitig seine ganze dort mit im lebende Artengemeinschaft von den Maßnahmen profitiert. "Der Apollofalter hält sozusagen den ''Regenschirm'' für den Schutz seiner Mitbewohner", erläuterte Herr Geyer. Darunter ist eine Vielzahl hochgradig gefährdeter Arten zu finden, wie etwa die Rotflügelige ödlandschrecke, die Zauneidechse, der Zwerg-Bläuling, viele Orchideenarten usw.Anfang Juli findet die nächste Tour statt, dann zur Flugzeit des Falters. Der genaue Termin wird rechtzeitig in der Tagespresse und hier bekannt gegeben. Alle sind schon sehr gespannt.
Den fliegenden UrEinwohner bestaunt
Am 5. Juli 2008 war es soweit. Die Fortsetzung der Raupenexkursion stand an. Der Ausflug zum "fertigen" Apollofalter stand unter der Leitung von Dipl.-Biol. Adi Geyer. Es waren viele Familien mit Kindern dabei. Und auf die Kinder ging Herr Geyer besonders ein. So durfte ein Kind gar den kurzzeitig eingefangenen Apollo wieder fliegen lassen. Ein tolles Erlebnis!Erster Kontakt mit Apollos am Felsen am StraßenrandUnd gerade die Kinder waren sehr wissbegierig. Sie stellten viele Fragen, die Herr Geyer mit einfachen Entscheidungsgegenfragen zurückgab. Der Lerneffekt: Die Kinder beantworteten sich ihre Fragen selbst. Aber nicht nur Theorie stand auf dem Plan. Gerade bei Kindern müssen Emotionen geweckt werden. Ganz begeistert, aber auch sehr sehr vorsichtig durften die Teilnehmer einen Apollofalter berühren, ihn anfassen - ein wirklich bleibendes Erlebnis (Bild rechts).Wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten, war zweifellos einer der Höhepunkt der Wanderung die Beobachtung eines eiablegenden Weibchens. Wie Herr Geyer betonte, ein außerordentlicher Glücksfall. Die Höhepunkte waren so zahlreich, dass mancher (im Spaß) vermutete, es handele sich um dressierte Tiere! Aber wir versichern: Das war alles live.Eiablegendes Weibchen - gut getarnt!Nach fast drei Stunden im Gelände (die Zeit verging wie im Flug!) genossen die nun ausgewiesenen Apollofalterkenner noch die herrliche Aussicht ins Tal von der Wallersberger Hochfläche. Da es dort nun schon sieben Wochen (!) nicht mehr geregnet hatte, war die Vegetation fast überall ziemlich "verdorrt".Fazit: Wir konnten alle den beeindruckenden Bayerischen "UrEinwohner" beobachten. Konnten uns alle überzeugen, dass er sich im Kleinziegenfelder Tal wohl fühlt, nicht zuletzt dank der nun schon 20jährigen Arbeit von Herrn Geyer mit und an dem Apollofalter. Die Felsfreistellungsmaßnahmen des LPV haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die hohen Ansprüche des Apollofalters an seinen Lebensraum erfüllt werden können. Ganz wichtig war, dass wir vor drei Jahren die Beweidung im Gebiet wieder sichern konnten.Allen hat es sehr gut gefallen. Trost für alle, die nicht dabei waren: Auch im nächsten Jahr werden diese Ausflüge zum Apollofalter wiederholt.
Ansprechpartner
Manfred Rauh
Diplom-Biologe; Geschäftsführung LPV, fachlich zuständig für Maßnahmen nach der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie, zusätzlicher Ansprechpartner für alle Fachbereiche
09547 8733411
E-Mail:gf[at]lpvobermain[.]de